Sumy - Leben im Krieg: Wieso ich über den Ukraine Krieg hier schreibe...
09. März 2022:
“Kätzchen, wie geht's dir dort?“
“Es gab Alarm - Flugzeuge.
Ich saß im Flur.
Normalno. (In Ordnung.)"
Sie lesen hier Ausschnitte aus der privaten Kommunikation mit meiner
Frau, die in Sumy in der Ukraine eingeschlossen ist. Sie ist Ukrainerin. Die von mir verwendete Koseform <Kätzchen> ist im russischen Sprachraum weit
verbreitet. Die Ausschnitte sind von mir ins Deutsche übersetzt.
Mein
Name ist Thomas Fitzke. Ich bin Mitglied der SPD im Ortsverein
Nienstädt. Meine Frau hat ihren Namen behalten. Deswegen kann ich meine
Identität offenlegen.
Gedanken von mir als Autor zur Würdigung meines Tagebuches, für die ich mich sehr bedanke:
Dort in der Ukraine sterben und leiden viele Menschen, die alle eine Geschichte haben. So ist meine Geschichte auch nur eine von vielen. Und deswegen würde ich persönlich eine demütigere Sicht bevorzugen hinsichtlich des Aspektes, dass ich in besonderer Weise betroffen bin. Aber ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.
- 24.02..-27.03.22 : "In Sumy brennt heute etwas"
- 27. -28. 03.22 - "Morgen sollen in der Stadt wieder Marschrutkas fahren"
- 29.-31.03.22: "Es ist ein Alptraum, wie teuer ein Kohl geworden ist"
- 01.04.22: "Du darfst alles schreiben. Ich halte es für angemessen"
- 02.04.22: "die Zahl der Angreifer im Zentrum der Region Sumy wächst"
Ich selbst bin durch viele persönliche Kontakte in vielen Jahren eng mit dem verbunden, was die Menschen in der Ukraine erleiden. Und ich selbst ertrage nur das, was viele Ukrainer in diesen Tagen ertragen müssen: in Kiev, in Kharkiv, ganz besonders in Mariupol, aber auch in den vielen kleineren Städten, von denen wir nur zufällig erfahren – manchmal auch nur durch Nennung in Aussagen meiner Frau. Sie alle haben eine Geschichte wie meine Frau und ich. Deswegen möchte ich ihnen mit diesen Aufzeichnungen in gleicher Weise gedenken.
Meine Frau ist Ukrainerin. Kennengelernt haben wir uns schon 2010 in Luhansk, als ich Freunde besucht habe. Geheiratet haben wir 2019 in der Ukraine. Wir hatten geplant, in Sumy eine Sprachschule zu gründen. Sie sitzt seit Beginn der Kampfhandlungen am 24. Februar in der umkämpften Stadt Sumy fest.
Wann immer möglich habe ich die unveränderten Ausschnitte so gewählt, dass ich selbst dabei in den Hintergrund trete. Sie spricht zwar mit mir in den vorliegenden Nachrichten. Aber das hier ist ihr Bericht."